Begegnungen mit der Polizei oder Gerichtsverfahren im Bereich des Staatsschutzes können sehr gewaltvolle Momente und Rassismen im Kontext staatlicher Institutionen offenbaren. Und das obwohl sie die Aufgabe haben, genau diese Gewalt einzuhegen, zu sanktionieren und für Bürger*innen zu Gunsten von mehr Sicherheit zu mindern. In diesem Spannungsfeld sind zuletzt zwei spannende Publikationen im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienen, die mit den Autor*innen Sarah Klosterkamp und Svenja Keitzel gemeinsam besprochen werden sollen.
Sarah Klosterkamp schlägt in ihrem Buch »Geographie und Recht. Gerichtsverfahren und ihre Relevanz für studying-up power bei der Kriminalitäts- und Terrorismusbekämpfung« ein methodisch-methodologisches Instrumentarium vor um den Besonderheiten des empirischen Forschens im Gericht Rechnung zu tragen. Hierbei geht es ihr um eine sinnvolle Ergänzung und Erweiterung bereits bestehender Untersuchungen aus dem Bereich der Kriminalgeographien um die Komponente der Logiken und Praktiken machtvoller Institutionen im Sinne einer study-up power Forschung. Diesen Vorschlag systematisiert und konkretisiert sie am Beispiel eigener Feldforschungen an deutschen Gerichten. So gelingt ihr eine dichte Ethnographie staatlichen Handelns und Bewertens von strafrechtlich relevanten Gegenständen und Personen an der Schnittstelle von Terrorismusbekämpfung, Kriminalitätskartierung, Migrations- und Fluchtbewegungen und Materialtransporten, die vom EU-Schengenraum bis in das (ehemalige) Kalifat des »Islamischen Staates« reichen.
Svenja Keitzel untersucht in ihrem Buch »Folgenreiche Begegnungen mit der Polizei. Rassistische Verhältnisse raumtheoretisch untersucht« rassistische Polizeipraxen anhand der Erfahrungen von Schwarzen Personen, Personen of Colour und migrantisch gelesenen Personen mit der Polizei. Sie argumentiert, dass Begegnungen mit der Polizei stets folgenreich sind – sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Werden diese als rassistisch empfunden, führt dies zu Ausschlusserfahrungen und gesellschaftlichen Spaltungen. Mit dem in der Arbeit entwickelten Konzept der Geographien der Begegnungen kann die gesellschaftliche Situiertheit, die Alltäglichkeit und Bedeutung des Raums als im Moment der Begegnung miteinander vermittelt gefasst werden: Im Moment der Begegnung mit der Polizei werden gesellschaftliche Phänomene konkret. Es wird den Fragen nachgegangen, wie in dem Moment der Begegnung gesellschaftliche Ungleichheitsverhältnisse (re-)produziert werden.
Der Abend wird moderiert und begleitet von Luise Klaus, Doktorandin am Institut für Humangeographie der Frankfurter Universität.
Am Dienstag, den 2. Juli 2024, 20:00 Uhr findet die Doppelbuchvorstellung mit anschließendem Gespräch in der Karl Marx Buchhandlung, Jordanstraße 11, 60486 Frankfurt am Main statt.
Der Eintritt ist — wie immer — frei.

