Während an den Außengrenzen der Europäischen Union Geflüchtete aus Afrika und dem vorderen Orient zu Tausenden sterben, finden diejenigen, die es über die Meere und Stacheldrahtzäune geschafft haben, im Inneren der »Festung Europa« keineswegs Ruhe und Sicherheit, sondern sind von rassistischen Demütigungen, Gewalt und Abschiebung bedroht. Statt auf Hilfe beim Umgang mit ihren flucht- und verfolgungsbedingten seelischen Verletzungen stoßen sie auf oftmals retraumatisierende Zumutungen.
In der ersten Ausgabe der Freien Assoziation unter dem Titel »Festung Europa« wurden die europäischen Außengrenzen und der behördliche Umgang mit Geflüchteten in den Blick genommen; das zweite Heft widmet sich den konformistischen Rebell_innen in der Bevölkerung in ihren Ressentiments. Der Begriff der »konformistischen Rebellion« rekurriert auf die schon in Fromms sozialpsychologischer Studie zu »Autorität und Familie« (1936) gemachten Überlegungen zum Zusammenhang von Autoritarismus und Rebellion, wonach die autoritäre Lösung des Ambivalenzkonflikts mit elterlichen und gesellschaftlichen Autoritäten und generell des Unbehagens in der bürgerlichen Gesellschaft darin besteht, Schwächere als Ersatzobjekte für die als zu mächtig erlebten Autoritäten zu bestimmen und zu verfolgen – statt gegen die gesellschaftlichen Autoritäten anzukämpfen und die gesellschaftlichen Bedingungen im Hinblick auf eine freiere Gesellschaft zu verändern.
Seit dem Jahr 2015 erscheint die Zeitschrift Freie Assoziation unter neuer Herausgeber_innenschaft von Markus Brunner, Rolf Haubl, Christine Kirchhoff, Julia König, Jan Lohl, Tom D. Uhlig und Sebastian Winter als Publikationsorgan der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie (GfpS). Anlässlich der ersten beiden erschienenen Hefte der „neuen“ Freien Assoziation mit den Schwerpunkten „Festung Europa“ 1/2015 und „Konformistische Rebellion“ 2/2015 lädt die Karl Marx Buchhandlung zur Release Veranstaltung ein.
Maximilian Pichl wird zu seinem gemeinsam mit Katharina Vester verfassten Beitrag „Auf den Spuren eines Urteils. Der Hirsio-Fall und das Projekt der Menschenrechte in der Moderne“ aus der Freien Assoziation 1/2015 referieren und Daniel Keil wird nicht zuletzt auf der Grundlage seiner Kommentare „Europas Grenzen. Ein kurzer frei assoziierter Kommentar“ in 1/2015 und „Botschaften aus der Vorhölle. Pegida und die Wiederbelegung des Völkischen“ in 2/2015 den Bogen von den Außengrenzen Europas zu den inneren Grenzen schlagen und Thesen zu Pegida diskutieren.
Zudem ist die Fotoausstellung von Christian Schuller zu besichtigen, der die Ausstellung „Raus von hier“ der Initiative Faites votre jeu! im ehemaligen Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße für die Freie Assoziation 1/2015 fotografiert hat.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!