Die groteske Gefühlsmischung aus Trauer, Wehmut, Freude, Jubel und Genugtuung mit welcher der AfE-Turm am 02. Februar 2014 gesprengt wurde wird vielen, die an diesem Morgen ihren Weg zum Campus Bockenheim gefunden haben noch lang im Gedächtnis bleiben. In gewisser Weise stand die Sprengung sinnbildlich dafür, was der AfE-Turm war – ein umkämpfter und ambivalenter Ort auf der Grenze zwischen Bockenheim und Westend. An Verklärungen, Zuschreibungen und Narrativen rund um den Turm hat es nicht gemangelt: die Erzählungen schwanken zwischen Symbol der Kritischen Theorie auf der einen, zerfallenes und dreckiges Seminargebäude auf der anderen Seite; Relikt einer ‚demokratischen Architektur’ auf der einen, brutalistisches Betonmonstrum auf der anderen Seite; Zentrum des studentischen Protests auf der einen, anachronistisches Überbleibsel des alten Bildungssystems auf der anderen. Die Aufzählungen ließen sich beliebig fortsetzen und stellen jeweils zwei Seiten einer Medaille dar.
Im Anschluss an die Veröffentlichung des Sammelbandes „Turmgeschichten: Raumerfahrung und ‑aneignung im AfE-Turm“, herausgegeben von Minna Kristiina Ruokonen-Engler, Lucas Pohl, Anna Dichtl, Jessica Lütgens und David Schommer, möchten wir einen Blick auf beide Seiten des Turms werfen und diskutieren, wie diese in ihrer jeweiligen Spezifik aber auch Gemeinsamkeit zu denken sind.
Gemeinsam mit Norma Schneider, Katharina Rhein und Daniel Keil – allesamt Autor_innen des Buches – gilt es die kitschig-nostalgischen, sowie die kritisch-progressiven Facetten des Turms herauszustreichen und infrage zu stellen.
Moderiert wird die Veranstaltung von Jessica Lütgens und Lucas Pohl