[3.7.2017 — 20 Uhr] Kirs­ten Ach­te­lik “Selbst­be­stimm­te Norm. Femi­nis­mus, Prä­na­tal­dia­gnos­tik, Abtrei­bung” — Buch­vor­stel­lung und Dis­kus­si­on

Selbst­be­stim­mung ist eine der zen­tra­len For­de­run­gen sozia­ler Bewe­gun­gen im Anschluss an die Revol­ten der 1960er Jah­re gewe­sen. Ins­be­son­de­re die Frau­en­be­we­gung und – all­zu oft ver­ges­sen – die Behin­der­ten­be­we­gung haben sich an der Aus­ge­stal­tung die­ser For­de­rung abge­ar­bei­tet. Selbst­be­stim­mung über die eige­nen repro­duk­ti­ven Mög­lich­kei­ten aus femi­nis­ti­scher Sicht und Selbst­be­stim­mung über ein Leben mit Behin­de­rung kön­nen jedoch in Wider­spruch zuein­an­der tre­ten.
Kirs­ten Ach­te­lik nimmt in ihrem Buch „Selbst­be­stimm­te Norm. Femi­nis­mus, Prä­na­tal­dia­gnos­tik, Abtrei­bung“ die his­to­ri­sche Pha­se nach Been­di­gung der mör­de­ri­schen Euge­nik im Natio­nal­so­zia­lis­mus in den Blick. In der Bun­des­re­pu­blik wur­den zuneh­mend moder­ni­sier­te und indi­vi­dua­li­sier­te Argu­men­te zur Begün­dung von selek­ti­ver Prä­na­tal­dia­gnos­tik ver­wen­det – Selbst­be­stim­mung, Eigen­ver­ant­wor­tung und die Ver­hin­de­rung von Leid. Die ver­meint­lich freie, indi­vi­du­el­le Ent­schei­dung führt in Kom­bi­na­ti­on mit gesell­schaft­li­cher Behin­der­ten­feind­lich­keit (Ableism) zu der immer glei­chen Ent­schei­dung: Etwa neun von zehn Frau­en ent­schei­den sich heu­te bei der Dia­gno­se „Tri­so­mie 21“ zum Schwan­ger­schafts­ab­bruch.
Ach­te­lik setzt der selek­ti­ven prä­na­ta­len Suche nach Behin­de­rung eine „Selbst­be­stim­mung ohne Selek­ti­on“ ent­ge­gen. Wie die­se aus­se­hen kann und wel­che Fall­stri­cke die­se Debat­te ent­hält, dar­über dis­ku­tie­ren wir mit der Autorin anläss­lich ihrer Buch­vor­stel­lung.

Kirs­ten Ach­te­lik ist Diplom-Sozi­al­wis­sen­schaft­le­rin und lebt als freie Jour­na­lis­tin und Autorin in Ber­lin. Sie ist poli­tisch an den Schnitt­stel­len der femi­nis­ti­schen, anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen und Behin­der­ten­be­we­gung aktiv.