[14.3.2019 — 19 Uhr!] Novem­ber­re­vo­lu­ti­on und März­kämp­fe — Lesung und Dis­kus­si­on mit Klaus Gie­ting­er

100 Jah­re nach dem Novem­ber 1918 ist die­se Revo­lu­ti­on fast ver­ges­sen. Dabei war sie tat­säch­lich ein Auf­bruch, ein Auf­bäu­men gegen die herr­schen­den Klas­sen. Matro­sen, Sol­da­ten und Arbei­ter hat­ten genug von den alten Eli­ten, sie woll­ten das all­ge­mei­ne Wahl­recht, die Ver­ge­sell­schaf­tung der Pro­duk­ti­on, die Zer­schla­gung des Mili­ta­ris­mus und Basis­de­mo­kra­tie. Klaus Gie­ting­ers neue Bücher sind ein flam­men­des Plä­doy­er dafür, die ver­pass­te sozia­le Revo­lu­ti­on zwi­schen Kie­ler Matro­sen­auf­stän­den und Wei­ma­rer Repu­blik dem Ver­ges­sen zu ent­rei­ßen.

Klaus Gie­ting­er, Sozi­al­wis­sen­schaft­ler und Dreh­buch­au­tor wur­de bekannt mit sei­nen Büchern zur Ermor­dung von Rosa Luxem­burg und Karl Lieb­knecht und mit sei­ner Stu­die „Der Kon­ter­re­vo­lu­tio­när. Wal­de­mar Pabst – eine deut­sche Kar­rie­re“. Sein zusam­men mit Mar­got Ove­r­ath unter Mit­ar­beit von Uwe Souk­up gedreh­ter Doku­men­tar­film „Wie starb Ben­no Ohnes­org? – Der 2. Juni 1967“ wur­de 2018 für den Grim­me-Preis nomi­niert. Außer­dem schrieb und dreh­te Gie­ting­er meh­re­re Tat­ort-Fil­me.

[19.2.2019 — 20 Uhr] Kön­nen Stei­ne spre­chen? Archi­tek­tur­ge­schich­ten aus Frank­furt — Buch­vor­stel­lung und Dis­kus­si­on

„Es spielt sich in der Kunst ein Klas­sen­kampf ab, am sicht­bars­ten natür­lich in der Archi­tek­tur, und ein Schlacht­feld die­ses Klas­sen­kampfs ist jedes ein­zel­ne Bau­werk.“

Als Adolf Beh­ne dies 1931 schrieb, kam die Fra­ge nach Flach­dach oder Spitz­dach noch einem poli­ti­schen Bekennt­nis gleich. Auch im sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Frank­furt der 1920er Jah­re wur­de die­ser Kampf laut­stark und mit ver­gleich­ba­rem Pathos geführt. Mit der Errich­tung der Sied­lun­gen des Neu­en Frank­furt unter Ernst May wur­de die Kon­flikt­li­nie aller­dings vor die Tore der Stadt ver­scho­ben, wäh­rend die inner­städ­ti­schen Ter­rains prak­tisch unan­ge­tas­tet blie­ben.

Eine bemer­kens­wer­te Aus­nah­me bil­de­ten zwei Bau­ten, die damals im Umfeld der Uni­ver­si­tät ent­stan­den: Das ers­te Insti­tut für Sozi­al­for­schung sowie das Gebäu­de der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Wochen­zeit­schrift „Volks­stim­me“, bei­de inzwi­schen zer­stört. Im wei­tes­ten Sin­ne las­sen sie sich als Gegen­bau­ten zu den Grün­der­zeit­ge­bäu­den ver­ste­hen, die in Form und Inhalt nach einer neu­en Reprä­sen­ta­ti­on poli­ti­scher Herr­schaft such­ten. Jür­gen Schardt rekon­stru­iert in sei­nem Vor­trag die Kon­flik­te hin­ter die­sen Archi­tek­tu­ren und ent­zif­fert dabei eine Geschich­te, die immer noch Über­ra­schun­gen bereit­hält.

Jür­gen “Char­lie” Schardt stu­dier­te Gesell­schafts­wis­sen­schaf­ten an der Goe­the-Uni­ver­si­tät Frank­furt und pro­mo­vier­te dort anschlie­ßend in Human­geo­gra­phie. Arbeits­schwer­punk­te: mate­ria­lis­ti­sche Gesell­schafts- und Archi­tek­tur­kri­tik, Geo­gra­phien sozia­ler Ungleich­heit sowie prak­ti­sche Inter­ven­tio­nen in die städ­ti­sche Poli­tik.