[2. Juli] Raum und Recht

Begeg­nun­gen mit der Poli­zei oder Gerichts­ver­fah­ren im Bereich des Staats­schut­zes kön­nen sehr gewalt­vol­le Momen­te und Ras­sis­men im Kon­text staat­li­cher Insti­tu­tio­nen offen­ba­ren. Und das obwohl sie die Auf­ga­be haben, genau die­se Gewalt ein­zu­he­gen, zu sank­tio­nie­ren und für Bürger*innen zu Guns­ten von mehr Sicher­heit zu min­dern. In die­sem Span­nungs­feld sind zuletzt zwei span­nen­de Publi­ka­tio­nen im Ver­lag West­fä­li­sches Dampf­boot erschie­nen, die mit den Autor*innen Sarah Klos­ter­kamp und Sven­ja Keit­zel gemein­sam bespro­chen wer­den sol­len.

Sarah Klos­ter­kamp schlägt in ihrem Buch »Geo­gra­phie und Recht. Gerichts­ver­fah­ren und ihre Rele­vanz für stu­dy­ing-up power bei der Kri­mi­na­li­täts- und Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung« ein metho­disch-metho­do­lo­gi­sches Instru­men­ta­ri­um vor um den Beson­der­hei­ten des empi­ri­schen For­schens im Gericht Rech­nung zu tra­gen. Hier­bei geht es ihr um eine sinn­vol­le Ergän­zung und Erwei­te­rung bereits bestehen­der Unter­su­chun­gen aus dem Bereich der Kri­mi­nal­geo­gra­phien um die Kom­po­nen­te der Logi­ken und Prak­ti­ken macht­vol­ler Insti­tu­tio­nen im Sin­ne einer stu­dy-up power For­schung. Die­sen Vor­schlag sys­te­ma­ti­siert und kon­kre­ti­siert sie am Bei­spiel eige­ner Feld­for­schun­gen an deut­schen Gerich­ten. So gelingt ihr eine dich­te Eth­no­gra­phie staat­li­chen Han­delns und Bewer­tens von straf­recht­lich rele­van­ten Gegen­stän­den und Per­so­nen an der Schnitt­stel­le von Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung, Kri­mi­na­li­täts­kar­tie­rung, Migra­ti­ons- und Flucht­be­we­gun­gen und Mate­ri­al­trans­por­ten, die vom EU-Schen­gen­raum bis in das (ehe­ma­li­ge) Kali­fat des »Isla­mi­schen Staa­tes« rei­chen.

Sven­ja Keit­zel unter­sucht in ihrem Buch »Fol­gen­rei­che Begeg­nun­gen mit der Poli­zei. Ras­sis­ti­sche Ver­hält­nis­se raum­theo­re­tisch unter­sucht« ras­sis­ti­sche Poli­zei­pra­xen anhand der Erfah­run­gen von Schwar­zen Per­so­nen, Per­so­nen of Colour und migran­tisch gele­se­nen Per­so­nen mit der Poli­zei. Sie argu­men­tiert, dass Begeg­nun­gen mit der Poli­zei stets fol­gen­reich sind – sowohl auf per­sön­li­cher als auch auf gesell­schaft­li­cher Ebe­ne. Wer­den die­se als ras­sis­tisch emp­fun­den, führt dies zu Aus­schluss­erfah­run­gen und gesell­schaft­li­chen Spal­tun­gen. Mit dem in der Arbeit ent­wi­ckel­ten Kon­zept der Geo­gra­phien der Begeg­nun­gen kann die gesell­schaft­li­che Situ­iert­heit, die All­täg­lich­keit und Bedeu­tung des Raums als im Moment der Begeg­nung mit­ein­an­der ver­mit­telt gefasst wer­den: Im Moment der Begeg­nung mit der Poli­zei wer­den gesell­schaft­li­che Phä­no­me­ne kon­kret. Es wird den Fra­gen nach­ge­gan­gen, wie in dem Moment der Begeg­nung gesell­schaft­li­che Ungleich­heits­ver­hält­nis­se (re-)produziert wer­den.

Der Abend wird mode­riert und beglei­tet von Lui­se Klaus, Dok­to­ran­din am Insti­tut für Human­geo­gra­phie der Frank­fur­ter Uni­ver­si­tät.

Am Diens­tag, den 2. Juli 2024, 20:00 Uhr fin­det die Dop­pel­buch­vor­stel­lung mit anschlie­ßen­dem Gespräch in der Karl Marx Buch­hand­lung, Jor­dan­stra­ße 11, 60486 Frank­furt am Main statt.

Der Ein­tritt ist — wie immer — frei.

[5. Juni] Café Marx

Lie­be Freund*innen der Karl Marx Buch­hand­lung,

am 5. Juni 2024, 20 Uhr laden wir euch herz­lich zur Buch­prä­sen­ta­ti­on von »Café Marx« von Phil­ipp Len­hard im Gespräch mit Dirk Braun­stein ein, eine Ver­an­stal­tung in Koope­ra­ti­on mit dem Insti­tut für Sozi­al­for­schung.

Die Ent­wick­lung der am Insti­tut ent­stan­de­nen Kri­ti­schen Theo­rie ist kei­nes­wegs abge­schlos­sen. Als zeit­ge­bun­de­ne Gesell­schafts­kri­tik, die in die jeweils herr­schen­den poli­ti­schen, sozia­len und kul­tu­rel­len Ver­hält­nis­se inter­ve­niert, ist ihr der Gedan­ke eines abge­schlos­se­nen Gedan­ken­sys­tems sogar aus­ge­spro­chen fremd. Den­noch mar­kie­ren der Tod Theo­dor W. Ador­nos (1969), Fried­rich Pol­locks (1970), Max Hork­hei­mers (1973) – um nur die wich­tigs­ten Akteu­re der Nach­kriegs­zeit zu nen­nen – einen Bruch in dem, was das Insti­tut geschicht­lich und intel­lek­tu­ell einst aus­ge­zeich­net hat. Wer begrei­fen möch­te, was die Kri­ti­sche Theo­rie in ihrem Kern aus­macht, soll­te sich über ihre his­to­ri­sche Gene­se im Kla­ren sein. Phil­ipp Len­hard erzählt die Geschich­te des Insti­tuts für Sozi­al­for­schung von den Anfän­gen nach dem Ers­ten Welt­krieg bis zur Ent­ste­hung der »Frank­fur­ter Schu­le« in den 1960er Jah­ren.

Phil­ipp Len­hard ist DAAD Pro­fes­sor of Histo­ry and Ger­man an der Uni­ver­si­ty of Cali­for­nia, Ber­ke­ley.
Dirk Braun­stein ist Lei­ter des Archivs am Insti­tut für Sozi­al­for­schung in Frank­furt am Main.

Die Ver­an­stal­tung beginnt am 5. Juni 2024, um 20:00 Uhr in der Karl Marx Buch­hand­lung, Jor­dan­stra­ße 11, 60486 Frank­furt am Main.

Der Ein­tritt ist — wie immer — frei.

Wir freu­en uns auf euch und auf eine span­nen­de Dis­kus­si­on.