[8.4.2015] Buch­vor­stel­lung — Dani­el Ben­saïd “Wal­ter Ben­ja­min. Links des Mög­li­chen” — 20 Uhr

Der mar­xis­ti­sche Phi­lo­soph und Akti­vist Dani­el Ben­saïd (1946–2010) führt 1990 — kurz nach dem Fall der Mau­er — einen fik­ti­ven Dia­log mit Wal­ter Ben­ja­min über das Ver­hält­nis von jüdi­schem Mes­sia­nis­mus und Revo­lu­ti­on. Die Lek­tü­re Ben­ja­mins durch Ben­saïd bricht mit der ortho­do­xen phi­lo­lo­gi­schen Ben­ja­min­re­zep­ti­on und stellt einen poli­ti­schen Ben­ja­min vor, der not­wen­di­ge Ansatz­punk­te zur Refor­mu­lie­rung eines revo­lu­tio­nä­ren und stra­te­gi­schen Den­kens in einer Peri­ode der Nie­der­la­ge lie­fert, als der Neo­li­be­ra­lis­mus zu tri­um­phie­ren schien und unvor­sich­ti­ger­wei­se das Ende der Geschich­te ver­kün­de­te.

Im Dia­log mit Wal­ter Ben­ja­min for­dert Ben­saïd, sich dem jüdi­schen Mes­sia­nis­mus und dem Ereig­nis zu öff­nen, sich an die Besieg­ten der Geschich­te zu wen­den, um sie in die Kräf­te der zukünf­ti­gen Revo­lu­ti­on zu inte­grie­ren. Ben­saïd ermun­tert uns, auf den Moment zu lau­ern, wo die revo­lu­tio­nä­re Abwei­chung mög­lich wird, und selbst zu revo­lu­tio­nä­ren Wäch­tern zu wer­den.
Ben­saïd gehör­te in Frank­reich zu den zen­tra­len Per­so­nen der radi­ka­len Lin­ken. Er war ein beschwing­ter Phi­lo­soph, der den Mar­xis­mus auf einer sub­jek­ti­vis­ti­schen Grund­la­ge fort­schrieb, und ein uner­müd­li­cher Akti­vist, der an allen poli­ti­schen und sozia­len Aus­ein­an­der­set­zun­gen von den Anfän­gen des Mai 68 bis in sei­ne letz­ten Lebens­mo­na­te betei­ligt war. Eben­so war er ein poe­ti­scher Schrift­stel­ler, des­sen Tex­te alle Gen­re­gren­zen durch­bre­chen. Er hin­ter­lässt ein Werk von drei­ßig Bän­den, von denen bis­her wenig ins Deut­sche über­setzt wur­den. Dar­un­ter befin­den sich phi­lo­so­phi­sche Ent­wür­fe, scharf­sich­ti­ge Ana­ly­sen und Gebrauchs­tex­te für den poli­ti­schen All­tag.

Elfrie­de Mül­ler und Kers­tin Schoof wer­den dia­lo­gisch das im März 2015 erschie­ne­ne Buch und sei­nen Autor vor­stel­len.

Der Ein­tritt ist frei. Für Geträn­ke ist gesorgt.